Verbitterungsstörung: Wissenschaftliche Neuentwicklung


Eine wissenschaftliche Neuentwicklung ist die „posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED)“. Sie ist eine Subkategorie der Anpassungsstörungen. Charakteristisch sind die Leiteffekte chronische Verbitterung sowie Fremd- und Selbstaggressionen, die infolge von Kränkungserlebnissen und groben Verletzungen zentraler Grundannahmen und Wertvorstellungen auftreten.

Beispiele dafür sind einschneidende, wenn auch nicht außergewöhnliche Lebensereignisse, wie zum Beispiel Kündigung, berufliche Herabwürdigung oder Scheidung. Ein pathogenetischer Faktor ist ein Mangel an „Weisheit“, das heißt an Expertise im Umgang mit schwierigen Lebensfragen.

Erste Therapieansätze wurden im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt. Die Patienten müssen in die Lage versetzt werden, das kritische Lebensereignis und die damit verbundene Kränkung zu verarbeiten, sich davon zu distanzieren sowie neue Lebensperspektiven aufzubauen. Hierzu kann auf bewährte kognitive Strategien der Einstellungsänderung und Problemlösung zurückgegriffen werden, wie beispielsweise Reframing oder Exposition.

„Einen neuen Behandlungsansatz stellen Interventionen im Sinne einer ,Weisheitstherapie‘ dar“, berichtet der Autor. Sie beabsichtigen, „weisheitsaktivierende“ Problemlösestrategien zu vermitteln, die es dem Patienten ermöglichen, distanzierter über sein Problem nachzudenken und eine Verarbeitung anzustoßen. Dazu werden dem Patienten beispielsweise komplexe und unlösbare Lebensprobleme vorgegeben und er wird angeleitet, diese Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu kommentieren.

Linden M: Die Posttraumatische Verbitterungsstörung. Psychoneuro 2005; 1: 21–24.