Mehr Sein - weniger Haben


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Die meisten Menschen antworten auf die Frage: was würdest du dir wünschen, wenn eine Fee dir einen Wunsch erfüllen würde mit: gaaanz viel Geld. „Sein ist wichtiger!“ sagen viele Philosophen. Folgt man Erich Fromm, gibt es zwei Menschentypen: die Seienden und die Habenden. Wir leben in einer Welt des Konsums, in der der Mensch der Säugling ist, der dauerhaft nach der Flasche schreit- so Erich Fromm. Sein ist gut und Haben ist schlecht- so einfach ist die Sache allerdings nicht. Fromm dachte zu sehr an Haben i.S. des Besitzens. Wir können aber auch Scharm haben, eine Idee oder ein Bier.

Der deutsche Sprachwissenschaftler Harald Weinrich zeigte, dass sich eine Trennung zwischen Haben und Sein, so wie Fromm es versuchte, nicht so einfach bestimmen läßt. Was wir haben oder besitzen, prägt und verändert unser Sein. Manche Dinge, die wir eigentlich nur besitzen, halten wir für einen Teil unseres Selbst, z.B. eine Sammlung oder eine Bibliothek. Im weitesten Sinne ist das Selbst eines Menschen die Summe dessen, was er „seins“ nennt. Das sind nicht nur seine Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch seine Kleider, sein Haus und seine Freunde. Auf die Frage: „Was bist du?“ antworten die meisten Menschen mit ihrem Beruf - obwohl wir den eigentlich nur „haben“. Aber der Job formt uns und bildet unsere Identität mit.

Dem Philosophen Harry Frankfurt zufolge definieren wir uns über die Dinge, die uns wichtig sind. Das sind Dinge, um die wir „uns sorgen“, um die wir uns also besonders kümmern. Es kommt darauf an, diese Dinge wie z.B. eine Schallplattensammlung oder ein Familienerbstück nicht nur zu haben, sondern sie wirklich wichtig zu nehmen und dadurch ins eigene Selbst zu integrieren. Wenn also reiche Leute sagen, ihr Besitz bedeute ihnen nichts, sind sie vom eigenen Haben entfremdet. Ein Haben bei dem es nur um das Haben geht ist also ein bloßes Haben und nichts weiter. Ein Haben, um das wir uns ernsthaft sorgen, dem wir einen Sinn geben, ist auch ein Sein. Diese Sorge bedeutet aber auch Verantwortung zu übernehmen.

In einer Abwertung des Habens verkennen wir, dass wir letztlich nicht sein können, ohne etwas zu haben. Nicht jeder möchte wie Diogenes in einer Tonne leben. Habseligkeiten sind Dinge, die zu haben es sich lohnt, weil sie das Sein verändern. Auf alles andere kann man letztlich verzichten. Vielleicht kann man die Liebe als die höchste Form des Seins und der Zugehörigkeit verstehen?

In Anlehung an den Artikel "Haben vs. Sein" in der Zeitschrift Hohe Luft von Thomas Hürter und Thomas Vašek Ausgabe 3/2014